Geschichte
Die Firma E. Hantusch GmbH Natursteinveredelung in Sohland an der Spree gehört zu den Traditions-Betrieben, die sich über einen Zeitraum von über 120 Jahren hinweg ständig weiterentwickelten und wirtschaftlich schwierige Zeiten wie Kriege, Inflation, Sozialismus mit Verstaatlichung und neue Finanz-Krisen bewältigen. Stets stand der Naturstein und das Steinmetzhandwerk im Mittelpunkt unternehmerischer Aktivitäten. Man baute seit je her auf Tradition, Qualität und Kundenorientierung. Das hat sich auch bis in unsere Zeit nicht geändert. Um die Wurzeln unseres Unternehmens nicht zu vergessen, soll hier ein kurzer historischer Abriss dokumentiert werden:
1887
Nachdem Ernst Hantusch in Oppach das Steinmetzen und Steinschleifen erlernt und die Meisterprüfung absolviert hatte, kaufte der aus Oppach stammende Ernst Hantusch die stillgelegte Buschmühle am Rosenbach in Sohland a.d. Spree und baute den Steinsäge-Betrieb mit Hilfe eines Wasserrades auf. Der vorhandene Mühlgraben beginnend an der böhmischen Grenze diente als Energiespeicher und Wasserreserve.
1897
Ernst Hantusch erwarb die Brückmühle in Sohland und richtete dort ebenfalls eine Steinsägerei und -schleiferei ein. In diesem Jahr gründete er zusammen mit dem Gesellschafter Herrn Jordan die Firma "E. Hantusch & Co. Granit- und Syenitwerke".
Nach einiger Zeit erlangte der Betrieb einen weitreichenden guten Ruf als Natursteinproduzent, so dass er weiter ausgebaut werden musste. Bernhard Mittrach (unehelicher Sohn von Ernst Hantusch) tritt in die Firma ein und leitet die kaufmännischen Angelegenheiten der Firma.
1908
Herr Jordan verließ als Gesellschafter die E. Hantusch & Co. Granit- und Syenitwerke. Der Betrieb wurde weiter ausgebaut (die Gebäüde sind alle bis heute in Nutzung) und technisch ausgerüstet (Sägegatter, Schure). Zeitweilig wurden in der Saison bis zu 130 Mann eingestellt, welche vor allem Steinplatten, Grabsteine und Denkmale fertigten. Einige Lieferungen der Firma gingen sogar bis nach Großbritannien, Schweden und Amerika.
Die Rohblöcke (Syenit) wurden hauptsächlich aus dem eigenen Steinbruch in Nixdorf (Sudetendeutsches Niederland in Böhmen) nahe Sebnitz bezogen, welcher 1910 erschlossen wurde. Um stabile und zuverlässige Gespanne zur Verfügung zu haben, wurde auch eine eigene Pferdezucht (Kaltblüter) und Tischlerei (Schwerlastwagen, Versandkisten) betrieben.
Der Versand erfolgte meist per Pferdefuhrwerk zur firmeneigenen Verladerampe am Taubenheimer Bahnhof, von wo aus per Eisenbahn die Steine nach ganz Deutschland geliefert wurden.
1929
Der Gründer Ernst Hantusch starb und hinterließ der damals noch minderjährigen Enkelin Johanna Mittrach den Betrieb. Die unternehmerische Leitung lag nun in der Hand ihres Vaters Bernhard Mittrach, der die kaufmännische Betriebsführung bereits vorher innehatte.
1941
Johanna (Hanni) Mittrach absolvierte die Meisterprüfung des Steinmetzhandwerkes in Dresden erfolgreich. Sie war damit deutschlandweit die erste Steinmetzmeisterin. Während des 2. Weltkrieges wurde die Brückmühle stillgelegt, und man produziert nur noch in der Buschmühle.
1946
Viele Mitarbeiter sind im Krieg gefallen. Der Steinbruch Nixdorf im Sudetenland kann auf Grund der politischen Veränderung nicht mehr genutzt werden.
1951
Johannas Ehemann Werner Thomas übernahm die Leitung des Betriebes. Nachdem der Steinbruch in Nixdorf (Böhmen) 1945 aufgegeben werden musste, wurden nun die Blöcke aus der Lausitz bezogen (Hohwald-Syenit, Granite). Die Belegschaft betrug zu dieser Zeit 50 Mann. Der Staat beteiligte sich als Kommanditist (zwangsweise) an dem Unternehmen, wodurch unternehmerische Entscheidungen nicht realisiert werden konnten. Es mangelte an Importmaterialien und neuen technischen Ausrüstungen, so dass die weitere Betriebsentwicklung blockiert war.
1972
Durch die DDR-Regierung wurde die Firma zwangsverstaatlicht. Das Unternehmen wurde zuletzt ein Betriebsteil des "VEB Lausitzer Granit Demitz-Thumitz".
Investitionen und Instandhaltungen wurden vernachlässigt, die Gebäude wurden sich selbst überlassen. Die getätigten Ersatzinvestitionen konnten eine Weiterentwicklung nicht fördern.
Durch die ersatzlose Demontage von technologisch wichtigen Maschinen (Gatter, Großblattsäge) wurde die horizontale Fertigungstiefe stark gemindert. Die kundenorientierte Produktion von Qualitätsprodukten ging verloren.
1989
Es wurden ca. 70 Arbeitnehmer beschäftigt die z.T. im 2-Schichtsystem Grabmale in Serie fertigten.
Verarbeitet wurde ausschließlich Soraer Lamprophyr nach staatlich verordneten kundenbezogenen "Verteilungsschlüsseln". Die Bestellzeiten lagen bei bis zu 2 Jahren. Privatkunden wurden meist abgewiesen mit der Begründung, das die sozialistischen Produktionskapazitäten nicht für private Bedürfnisse zur Verfügung stehen.
Es wurden in Bezug auf Materialauswahl, Verarbeitungqualität und Modell-Gestaltung meist einfache Produkte erzeugt. Der Versand erfolgte bis 1989 meist noch per Bahn an die Kunden in Ostdeutschland (DDR).
1990
"Auferstanden aus Ruinen":
Der bis dahin regulierende Sohlander Betriebsleiter "des sozialistischen Betriebes" stellte seine Dienste ab Mitte 1990 als Verkäufer unter Mitnahme der langjährigen Kundenbindung westdeutschen Grabmalproduzenten zur Verfügung. Sein ehemaligen Angestellten und Mitarbeiter im Werk Sohland hatten über Nacht keine Arbeit mehr, da die Aufträge gegen gute Provision nun in die alten Bundesländer vergeben waren.
Sofort nach dem Zerfall des sozial. Wirtschaftssystems organisierte Reiner Schulze (Schwager von Albert Thomas - Urenkel des Ernst Hantusch) autodidaktisch die Reprivatisierung ab dem 1.6.1990. Als eine der ersten frühen und zwangsverstaatlichten Firmen konnte am 1. Oktober 1990, die Firma wieder als reprivatisiertes Familienunternehmen mit dem am Markt bekannten Namen E. Hantusch als GmbH neu gegründet werden. Die Gesellschafter waren Reiner Schulze, Albert Thomas, Rainer Harig. Reiner Schulze wird zum alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer bestellt und bringt seine betriebswirtschaftlichen Erfahrungen ein. Die Stammbelegschaft mit 45 Leuten wurde von der Treuhandanstalt übernommen, Schritt für Schritt konnten Aufträge und somit Kunden zurückgewonnen werden.
1991
Unter Leitung von Geschäftsführer Reiner Schulze erfolgt die Neuorganisation des Betriebes. Insbesondere das Personalwesen, Materialeinkauf, Kostenrechnung, Investitionen, Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb werden in Entwicklungsetappen den Markterfordernissen gerecht. Erste Investition sind eine "Alpe"-Brückensäge mit 1200 mm Blatt-Durchmesser und eine "Thibeauth"-Seitenpoliermaschine für gebogene Grabmal-Seiten bis 18 cm.
1994
Gesellschafter Reiner Harig scheidet als Gesellschafter und Verkaufsleiter aus der Firma aus. Auf Grund der Vorruhestands-Gesetzgebung reduziert sich die Zahl der Arbeitnehmer auf 40.
1996
"Neue Wege":
Die Gesellschaft beschließt eine langfristige zukunftsorientierte Firmenstrategie, die auf den fünf Säulen
- Kunde
- Produkt
- Technologie
- Personal
- Lieferant
besteht. Das Ziel dieser Strategie ist es, dem Kunden besonders hochwertige Produkte aus besten Materialien zur Verfügung stellen zu können.
1998
Das Unternehmen hat sich am deutschen Markt mit einem stabilen Kundenstamm wieder etabliert und beschäftigt etwa 30 Mitarbeiter.
Es werden Rohmaterialien (Sandstein, Marmor, Granit) aus 4 Erdteilen zu den vielfältigsten Naturstein-Produkten verarbeitet und geliefert. Das Hauptgeschäft ist weiterhin die individuelle Produktion von und der Handel mit hochwertigen Grabmalen und Zubehör.
Ergänzt wird das Angebot durch Produkte für den Baubereich. Das Sortiment reicht von Fliesen, über Treppen, Fensterbänke, Arbeitsplatten, Badausstattungen, Säulen bis zu Mauersteinen und Brunnen.
2002
Das Tranchenlager wird erweitert auf eine Fläche von 5000 m², wo in bester Sortierung das Material von den Kunden für ihre Aufträge ausgewählt werden kann. Über 100 Materialsorten in Stärken von 1 bis 50 cm in "den Farben" der Welt laden ein.
2003
Zur Neuorganisation der Produktionsabläufe (Einsatz neuer CNC-Maschinen zur Herstellung anspruchsvoller Werkstücke, neue Technologien, Qualifizierung der Mitarbeiter) wird Reik Schwaar (Betriebswirt) eingestellt und beauftragt.
2004
Neue Investitionen in Verarbeitungstechnik und Transportmittel führen zu kürzeren Fertigungszeiten, neuen Produkten und einer erhöhten Flexibilität bei der Belieferung unserer Kunden.
2005
Der Handel mit Natursteinen aus aller Welt nimmt auf Grund des Marktbedarfes zu. Es entstehen neue Arbeitsplätze in der weltweiten Materialbeschaffung und der Auftragsbearbeitung.
2006
Das Produkt der Politik „Absatzmarkt Deutschland und weltoffener Wettbewerb der Lohnkosten“ fordern vom Unternehmer Reaktionen. Das Handelsangebot wird durch Direkteinkauf von Naturstein in aller Welt stark erweitert. Der Einsatz modernster Kommunikationssysteme, Datentechnik und Spezialsoftware für Handel und Produktion erschließt neue Möglichkeiten und setzt Maßstäbe.
2007
Inbetriebnahme eines Hensel-Formcenters zum Bearbeiten gebogener Seitenflächen bis 18 cm Werkstückhöhe.
Mit dieser Maschine können somit die Außenkonturen z.B. eines Grabmales komplett poliert werden. Gleichzeitig erfolgt die Optimierung des Werkstückdurchlaufes vom Zuschnitt bis zur Auslieferung (Betriebsablaufplan).
2008
Der Gesellschafter (Gründungsgesellschafter von 1990) Herr Albert Thomas tritt seine Geschäftsanteile an seinen Sohn ab. Neben dem geschäftsführenden Gesellschafter Reiner Schulze ist nun Steinmetzmeister Mirko Thomas Gesellschafter.
Eine Bidese-Seilsäge für frei programmierbare Konturen bis 120 cm Werkstücktiefe und 220 cm Länge geht in Betrieb.
Die Werkstücke können dabei 120 cm hoch sein. Dieses erlaubt die Herstellung schwieriger massiver Bauwerksteine mit beliebiger Profilierung (2 Achsen) wie z.B. Obelisken, Simse, Kapitelle.
2009
Rohblöcke aus aller Welt werden bei Blockhändlern sorgfältig für höchste Ansprüche ausgewählt und in Europa zu Tranchen und Unmaßplatten verarbeitet. Das ist die Grundlage und Garantie für den erfolgreichen Handel und die Produktion von hochwertigen Natursteinprodukten aller Art.
Durch die Investition in eine "Commanduli"-Seitenpoliermaschine (Edilux für gerade Seitenflächen) wurde die Kapazität für Fertigarbeiten bis 6 cm Plattenstärke (Treppen, Fensterbänke, Platten) erhöht.
In einem Durchlauf werden die Seite, 2 Kanten oder Fasen, Wassernase und bei Bedarf die Kalibrierung ausgeführt.
2010
Anschaffung einer Seitenpoliermaschine "Hensel" für Seitenflächen bis 30 cm Höhe. Damit können - neben geraden Grabmalseiten - nun auch hohe Sockel, Podeste und Obelisken maschinell bearbeitet werden.
Am 7. August wurde unsere Firma von einer katastrophalen Flut (ausgelöst durch langanhaltenden Starkregen im Lausitzer Gebirge/Böhmen) heimgesucht. Der Flutpegel stand 150 cm über dem bekannten Pegel eines Jahrhunderthochwassers! Das Wasser verursachte Schäden an technischen Anlagen, Gebäuden und Lagerflächen von ca. 200.000 €. Bereits am nächsten Tag begannen die Instandsetzungsarbeiten durch engagierte Mitarbeiter. Durch die Hilfe unserer Mitarbeiter, örtlichen Handwerker, der Unterstützung durch das Landratsamt Bautzen, der Sächsischen Aufbaubank und der Sparkasse Bautzen, konnte nach 8 Wochen die volle Produktionskapazität wieder erreicht werden.
Anschaffung einer Universal-Gelenkarm-Maschine zum Bearbeiten von Küchenarbeitsplatten mit Innenlöchern, Bogenplatten, Polieren von konvexen Flächen, Bohren von Löchern und vielem mehr. Dadurch konnte die technologische Produktionstiefe weiter komplettiert werden, so dass fast alle möglichen Ansprüche der Natursteinveredelung abgedeckt sind.
2011
Zur Vorsorge bzw. zum Hochwasserschutz wird das alte Generatorhaus an der Rosenbach abgerissen. Das Gelände an der Rosenbach wird in 6 m Breite auf 60 m Länge abgetragen, um das Flutbett der Rosenbach zu verbreitern.
Anschaffung einer CNC-"5-Achs"-Brückensäge von "Breton" zur Bearbeitung von anspruchsvollen Sägestücken.
Somit werden jetzt Massivwerkstücke in 3+2 Achsen automatisch bearbeitet. Dabei ist die Bearbeitungsbreite 180 cm und eine Länge bis 320 cm möglich. z.B. gebogene Blockstufen mit Profilen, Portale, Brunnenelemente u.a.
Planmäßige Inbetriebnahme eines 80 m tiefen Brunnens und Vorratsbehälters mit Druckerhöhungsanlage zur Versorgung der Verarbeitungsmaschinen mit reinstem Brunnenwasser. Hierdurch wird die direkte Abhängigkeit vom Wasserstand für die Wasserentnahme der Rosenbach beendet.
Südlich des Betriebsgeländes kommt eine neue befestigte Lagerfläche von ca. 1000 m² hinzu. Dies ermöglicht die Neugestaltung der Grabmalausstellung über die erweiterte Nutzfläche.
Das durch das Hochwasser vollkommen zerstörte Büro der Produktionsleitung / Steinmetzmeisterei wird nun im Kundensinne zugängiger sowie vom Raum her wesentlich vergrößert. Die direkte Anbindung an die Produktionshalle gewährleistet kurze Infomationswege.
Die Räumlichkeiten dienen der Produktionsvorbereitung sowie der Fahrtenplanung im regionalen / überregionalen Außendienst.
Wir feierten mit unseren Gästen das große Jubiläum am 12. August 2011 anlässlich von geschichtsträchtigen "125 Jahren E. Hantusch Natursteine" und stolzen "21 Jahren E. Hantusch GmbH Natursteinveredelung". Dafür wollen wir nochmals all unseren Mitarbeitern, den treuen Kunden und zuverlässigen Lieferanten für die kollegiale Arbeit auf diesem gemeinsamen Wege danken.